Kairo – VON TRADITIONELL BIS MODERN
Die Innenstadt von Kairo lässt sich grob in einen traditionellen und einen modernen Stadtteil einteilen. Die hier vorgestellten, meist westlichen Stadtteile sind über die Straße des 26. Juli, die Brücke des 6. Oktober und die Qasr al-Nil Brücke mit der Innenstadt verbunden.
Ataba
Zwischen der Altstadt und dem moderen Kairo befindet sich auf dem Ataba-Platz (Midan el Ataba) der größte Fischmarkt der Stadt. Unter den Arkaden der angrenzenden Gebäude bieten Händler Gebrauchtgegenstände und Trödel feil. Auf der nördlichen Seite haben seit den 30er Jahren die Buchhändler ihre Verkaufsstände. Ein besonders opulentes Gründerzeit-Ambiente bietet der Midan Talaat Harb. An diesem Platz, dessen Namenspatron, Ägyptens Industriepionier, in Bronze gegossen über das Verkehrsgewühl wacht, steht das einst berühmteste Café der Stadt.
Im “Groppi” mit seiner Jugendstilfassade traf sich tout Caire, um sich von nubischen Kellnern in goldbestickten Kaftanen und burgunderroten Tarbuschen English Tea und Petits Fours kredenzen zu lassen. Unter Nassers Sozialismus verlotterte das Lokal.
Doch es wurde wieder auf Hochglanz poliert. Auch das “Café Riche”, schräg vis-à-vis, in der Sh. Talaat Harb 17, wo in den postrevolutionären Jahren die nationalbewusste Intelligenzija nächtelang disputierte und kühne Pläne schmiedete (der ehemalige Präsident Sadat ließ das Cafe sogar zeitweise schliessen), feiert einen zweiten Frühling. Die Atmosphäre hat sich nicht geändert, die Wände zeigen Fotos der ehemaligen Intellektuellen.
Midan el-Tahrir
Der Midan el-Tahrir (Platz der Freiheit), der lange Zeit abseits vom Treiben des Zentrums lag und einst vom Khediven Ismail (1863-1879) als Zentrum eines mondänen, begrünten Stadtviertels geplant war, ist zu einer Drehscheibe des öffentlichen Verkehrs und zum Nadelöhr Kairos verkommen. Hier laufen auch sechs Strassen zusammen und findet sich die Metrostation “Sadat”. Auf der rechten Seite des Platzes liegt das langgestreckte Gebäude des ägyptischen Museums. Das Gebäude aus der Zeit Abbas`II. trotz der gesichtslosen Moderne. 1902 siedelte das 1858 von Auguste Mariette begründete Museum in den neoklassizistischen Neubau über. Plüschige Hotels wie das “Cosmopolitan”, “Windsor” oder “Victoria” haben wieder, generalüberholt, ihre Pforten geöffnet. Und ehrwürdige Läden wie “L’Orientaliste” in der Sharia Kasr el-Nil, diese Schatztruhe für Bibliophile, oder die – teilweise deutschsprachige – Buchhandlung “Lehnert & Landrock” in der Sharia Sherif bieten dem elektronisch verseuchten Zeitgeist tapfer Paroli. Hier findet man jede Art von Geschäft. Preise und Qualität der Waren sind hier unteres bis mittleres Niveau. Seit den Kundgebungen von 2011 gegen Ex-Präsident Mubarak ist er ein Symbol der ägyptischen Revolution.
Opernhaus Kairo
Das anlässlich der Eröffnung des Suezkanals errichtete Schauspielhaus brannte in den 70er Jahren ab. Nach dem Wiederaufbau (ein Geschenk der japanischen Regierung) wurde es als Oper 1988 wiedereröffnet und ist heute Heim der Cairo Opera Company.
Die Konzerthalle wird auch vom Cairo Symphony Orchestra und der Cairo Opera Ballet Company genutzt. Die Oper von Kairo hat sich in den letzten Jahren einen guten Ruf erworben und ist fast immer ausverkauft. Die Opernhaus-Anlage beherbergt darüber hinaus mehrere Galerien, darunter das Museum für Moderne Kunst. Bei den Aufführungen herrscht für Männer Krawattenpflicht, Jeans sind deplatziert. Im Komplex der Oper befindet sich das Museum für moderne Kunst (Museum of Modern Art). Das Museum zeigt auf drei Etagen Gemälde, Grafiken, Zeichnungen und Keramiken. Vor dem Gebäude sind 60 Skulpturen ausgestellt.
Insel Gezira
Durch Sandanschwemmungen entstand die Nilinsel Gezira. Ihre Form ändert sich ständig. Bis 1830, als Mohammed Ali im nördlichen Teil einen Palast und ein Quartier für seine Wachsoldaten errichten ließ, war die Insel unerschlossen geblieben. Der Khedive Ismail ließ auf der Nilinsel Parkanlagen, Seen, eine Zoo und Pavillons errichten. 1872 wurde die Brücke Kasr el-Nil eröffnet, die die Insel mit dem Festland verbindet. Der Stadtteil darauf heist Zamalek und ist ein Viertel der Begüterten.
Die Insel Gezira besteht aus zwei sehr unterschiedlichen Bezirken: Gezira, in dem sich das Opernhaus und das Kunstmuseum befinden, und Zamalek, dem Wohnort von Diplomaten und reichen Ausländern mit luxuriösen Villen und modernen Bars und Restaurants. Hier haben die deutsche Vertretung und das Deutsche Archäologische Institut ihren Sitz. Der größte Teil der Fläche wird vom exklusiven Gezira Sporting Club eingenommen. Zur Einstimmung und Erstorientierung empfiehlt sich für Neuankömmlingen per Lift den 187 m hohen Cairo Tower “El Borg” zu erklimmen. Vom Drehrestaurant dieses stilisierten Lotosstängels aus Beton liegt einem El Qahira, die “Siegreiche” in ihrer ganzen faszinierenden Maßlosigkeit zu Füßen.
Mogamma
Am südlichen Ende des Platzes steht das 1950 entstandene Gebäude. Es ist das Zentrum der ägyptischen Verwaltung und Ihre Anlaufstelle, wenn Sie eine Visum-Verlängerung brauchen. Die Arabische Liga hat dort ihren Sitz. Gründung am 22. 3. 1945 in Kairo (Ägypten) als Pakt der Liga der Arabischen Staaten. Mitglieder: Ägypten, Algerien (1962), Bahrain (1971), Djibouti (1977), Irak, Jemen, Katar (1971), Komoren (1993), Kuwait (1961), Libanon, Libyen (1953), Marokko (1958), Mauretanien (1973), Oman (1971), Palästina (1976), Saudi-Arabien, Somalia (1974), Sudan (1956), Südjemen (1967), Syrien, Transjordanien (seit 1950 Jordanien), Tunesien (1958), Vereinigte Arabische Emirate (1971).
Bab el-Hadid
Der Ramses-Bahnhof wurde hier 1856 erbaut und 1892 im arabischen Stil neu errichtet. Der Bahnhofsvorplatz heißt nach einem früheren Stadttor. Eine Statue des Pharao Ramses II. überragte etwa 46 Jahre den Springbrunnen. Doch Ramses musste aus “gesundheitlichen” Gründen umziehen. Lange wurde der ursprüngliche Fundort Mit Rahina (Memphis) von den Experten favorisiert. Allerdings stellte sich bei genaueren Untersuchungen heraus, dass dort der Boden für den 12 Meter hohen, 90 Tonnen schweren Granit-Koloss zu weich ist.
Da traf der Kulturminister Farouk Hosni die (?) Entscheidung: Ramses II. wird eine neue Heimat am Al Remaya-Platz in Giza finden, eine Hauptattraktion des dort geplanten neuen Ägyptischen Museums werden. Vom Ramses Bahnhof gehen alle Züge ab und Touristen haben die Möglichkeit, kostengünstig beispielsweise nach Alexandria, Luxor oder Assuan zu kommen. An den Hauptbahnhof schließt sich nördlich der Vorortbahnhof Pt. Limoun an und rechts in der Bahnhofshalle ist ein Postamt.
Sharia Imad el-Din
In der einst von Theatern und Kabaretts gesäumten Hauptstraße wurden die ersten Hochhäuser von Kairo gebaut. Die ältesten Wohnhäuser sind die Khediven-Wohnhäuser von 1910, die im Pariser Haussmann-Stil errichtet wurden. In der Sharia el-Din befanden sich auch die großen Clubs von Kairo. Hier gibt es auch mehrere Kinos. Bereits 1933 wurde das “Diana” im reinen Art déco-Stil erbaut.
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