Mittelägypten
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Aufstieg und Fall von Echnaton
Der Rebell auf dem Thron – Echnaton, der Herrschers, der den Monotheismus einführte
Echnaton (1351/53-1334/36 v. Chr.), eigentlich Amenophis IV., will eine veränderte Religion etablieren, die sich vor allem auf den Sonnengott Aton konzentriert. Vier Jahre lang versucht er, den Widerstand der mächtigen Priester in Theben zu brechen. Als dies nicht gelingt, verlässt er Theben und beginnt mit dem Bau einer neuen Hauptstadt: Amarna (Achet-Aton, „Horizont des Aton“).
Die Eltern, Amenhotep III. (Amenophis III.) und Königin Teje, hatten zusammen sechs Kinder. Einerseits gab es vier Töchter (Satamun, Isis, Henut-tau-nebu, Nebet-Ah), sie wurden alle mit wichtigen Titeln versorgt, andererseits gab es zwei Söhne: Thutmosis – der später Hohepriester von Memphis wurde, der andere Sohn, Amenhotep, wurde nach seinem Vater benannt. Dieser Sohn fehlt in allen Aufzeichnungen der Familie und ist auf keinen königlichen Portraits zu sehen. Weshalb wurde der jüngste Sohn verleugnet? Schon in frühester Kindheit wurde Amenhotep (Echnaton) anders behandelt als seine Geschwister.
Sogar Amun wollte von ihm nichts wissen. Doch wer in Theben von dem religiösen Leben ausgeschlossen war, konnte am Leben schlechthin nicht teilhaben. Hier drehte sich alles um die Tempel und die unzähligen Priester. Bald sollte sich alles ändern.
Als sein älterer Bruder Thutmoses starb, gab es noch andere Bewerber, darunter waren mehrere Söhne von Nebenfrauen des Pharaos. Trotzdem wurde Amenhotep IV. König. Nur weil Teje so bestrebt war, Echnaton auf den Thron zu bringen, leben wir noch heute mit den Konsequenzen.
Sein Vater starb mit 50 Jahren und nach 38 Regierungsjahren. Aufgrund einer schweren Erkrankung mit starken Schmerzen, war er schon Jahre vorher nicht mehr in der Lage, die Regierung alleine zu übernehmen. Es war für die energische Teje daher ein Leichtes, ihren halbwüchsigen Sohn zum Kronprinzen zu machen. Der einst ausgestoßene 18 jährige Junge wurde zum Herrscher Ägyptens.
Echnaton war mehr als 2000 Jahre völlig in Vergessenheit geraten und erst im letzten Jahrhundert hat man sozusagen seine Spur in Ägypten wieder aufgenommen.
Die griechischen Autoren hatten überhaupt keine klare Kenntnis mehr von seiner Zeit. Da ihre Berichte ja auch für die beginnende Neuzeit entscheidend waren für die Vermittlung von Kenntnissen über das alte Ägypten, hat eben die Neuzeit auch sehr lange gebraucht, bis sie überhaupt wieder auf die Spuren dieses Religionsstifters stieß.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte man noch überhaupt keine Kenntnis. Champollion, der Entzifferer der Hieroglyphen, hatte nur ein paar sehr vage Impressionen in Ägypten. Und eigentlich erst Karl Richard Lepsius, der Begründer der deutschen Ägyptologie, der hat dann durch seine Arbeit in der einzigen Residenz Echnatons zum ersten Mal diesen Religionsstifter buchstäblich wieder ausgegraben.
Man hat in dieser Zeit dort auch die berühmte Büste der Nofretete gefunden.
Nofretete kennen wir seitdem als die entscheidende Gemahlin Echnatons. Erst seit den 1960er-Jahren wurde auch zusätzlich entdeckt, dass Echnaton neben Nofretete noch eine weitere wichtige Gemahlin hatte, die Kia, die offenbar in seinen späten Jahren eine sehr wichtige Rolle spielte und die Nofretete offenbar zeitweise aus ihrer führenden Stellung etwas verdrängt hatte. Das ist das sogenannte neue Reich, das auf das alte und mittlere Reich folgt. Ägypten stand damals politisch wie kulturell eigentlich auf dem Höhepunkt. Politisch war es die führende Weltmacht der damaligen Zeit in Auseinandersetzung mit den Großreichen Vorderasien. Man stritt vor allem um die Vorherrschaft in Syrien. Aber auch kulturell hatte Ägypten damals einen absoluten Höhepunkt erreicht. Es war offen für Einflüsse aus den anderen Bereichen, aus der Ägäis, aus Vorderasien. Die Residenz in Theben – später in Memphis – war zweifellos ein Mittelpunkt der damaligen Welt, wo sich die Gesandten von allen wichtigen Völkern sozusagen die Tür in die Hand gaben.
Wie war die Religion organisiert in Ägypten in dieser Zeit? Die Religion hatte sich bis dahin eigentlich nicht wesentlich verändert – seit den Anfängen. Allerdings kann man beobachten, dass der Götterglaube mehr und mehr an Bedeutung gewann. Während im Alten Reich – zum Beispiel in der Zeit der Pyramiden – ist der Pharao eigentlich noch absoluter Mittelpunkt, der gesamten religiösen Welt auch. Aber durch den Zusammenbruch des alten Reiches hat es eine erste Krise gegeben. Die Götter gewannen nun als Bezugspersonen immer mehr an Bedeutung. Im neuen Reich beobachten wir dann immer stärkeres Hervortreten des Sonnengottes, der traditionell Re heißt, oder Re-Harachte. Er wird nun auch für den Jenseitsglauben mehr und mehr bedeutsam, weil er abends ja in die Unterwelt verschwindet, sein Licht zu den Toten bringt und damit auch die dunkle Welt des Osiris in der Unterwelt in seine Sphäre mit einbezieht.
Gegen dieses wachsende Übergewicht des Sonnengottes hat wohl der Vater Echnatons, Amenophis III., Gegensignale gesetzt, in dem er ganz bewusst die Verehrung der traditionellen Gottheiten, auch der weniger wichtigen, der provinziellen Gottheiten gefördert hat. Während Echnaton nun direkt wieder anschließt an dieses Übergewicht diese Sonnengottes und dies in der Figur seines einzigen Gottes Aton dann noch einmal übersteigert.
Amenophis IV. nennt sich dann auch Echnaton. Diesen Namen nimmt er, weil er damit auch an diesen neuen Gott anknüpfen will – an Aton, den Sonnengott.
Zunächst ist der Name noch mit dem Namen des Amun gebildet. Der war im neuen Reich so eine Art Götterkönig. Echnaton hat dann – neben dem Amun zunächst – seinen neuen Gott Aton propagiert. Seine frühsten Bauten im Tempelbezirk von Karnak gelten nur diesem neuen Gott Aton und nicht dem traditionellen Amun.
Echnaton, Amenhotep IV. ( Amenophis IV) besteigt im Jahre 1364 (1374?) v. Chr. den Thron. Anfangs schien der junge König die Politik seiner Vorgänger fortführen zu wollen doch spätestens, als er begann, in Karnak seinen eigenen Tempel zu bauen, wussten die Ägypter, dass der neue Pharao ganz eigene Ideen hatte. Echnatons Bauwerk in Karnak unterschied sich von all den anderen. Er begründete eine vollkommen neue Kunstrichtung. Die knapp 20 Jahre währende Herrschaft Echnatons` nimmt in der ägyptischen Geschichte als eine Art Kulturrevolution eine Sonderrolle ein. Mehr zu Echnaton und seiner Zeit siehe auch Tell el-Armana. Häufig wird Echnaton als „Erfinder des Monotheismus“ gefeiert. Zu Unrecht, denn zu deutlich ließ sich der Herrscher mitsamt seiner Familie von seinen Untertanen als Gott verehren. Nur ihm selbst kam es zu, Aton anzubeten. Echnaton erklärte die vielfältige ägyptische Götterwelt kurzerhand für nicht-existent und ordnete einen neuen Glauben, eine neue Theologie an. Trotz der radikalen Verdrängung der alten Götter, erschien der „Ketzer“ erstaunlich modern.
Aber er lässt alle anderen Götter zunächst gelten?
Er hat zunächst auch vermieden, etwa sich umzubenennen, sondern diesen Amun-Namen noch einige Jahre weitergeführt. Und auch sein neuer Gott Aton hat zunächst in der Darstellung die Form des traditionellen Sonnengottes mit Faltenkopf und Sonnenscheibe. Und dann erst in einem weiteren Schritt wird dieses sehr eindrucksvolle Bild des sogenannten Strahlen-Aton geschaffen. Das heißt, die Sonnenscheibe, von der Strahlen ausgehen, die in Hände endigen. Diese Hände können zunächst einmal alles Mögliche halten. Zum Beispiel können Sie dem Pharao bei der wichtigen Szene vom Niederschlagen der Feinde – einer Triumpf-Szene – können Sie ihm Waffen hinhalten. Aber mit der Zeit reduziert sich das dann auf das einzige Lebenszeichen. Sie halten dann nur noch das Zeichen für Leben dem Pharao und seiner Gemahlin Nofretete oder seinen Töchtern an die Nase, um damit anzudeuten, dass der Lebenshauch jetzt nur noch vom Aton gespendet wird.
Achenbach: Diese Darstellung der Sonnenscheibe für den Sonnengott scheint dann für ihn dann wohl auch mehr ein religiöses Symbol gewesen zu sein und keines der üblichen alten Götterbilder. Eigentlich geht es hier ja wohl um eine Religion des Lichts. Wie hat man sich das vorzustellen?
Denn es ist eigentlich nicht ein Sonnengott, der Aton, sondern es ist das Licht in der Sonnenscheibe, das für Echnaton entscheidend ist. Aber im Gegensatz zum traditionellen Polytheismus, in dem ja jede größere Gottheit eine Vielzahl von Namen, eine Vielzahl von Gestalten hat, reduziert Echnaton nun die Darstellung des Aton auf eine einzige, nämlich diesen Strahlen-Aton. Und gleichzeitig schafft er einen sogenannten dogmatischen Namen für diesen neuen Gott, er heißt dann nicht nur Aton, sondern er hat einen ganz komplizierten Namen, der eigentlich eine theologische Aussage enthält. Das ist nun der neue streng verbindliche Name des Gottes. Wir haben das für Ägypten ungewöhnliche Phänomen, das dieser Gott nur noch in einer Gestalt dargestellt werden darf und nur in einem einzigen Namen angerufen wird.
„Die alten Götter verblassen in diesem neuen Licht“
Und was geschieht mit den anderen Göttern, den alten Göttern?
Man kann sagen, die verblassen in diesem neuen Licht. Sie werden ja zunächst nicht verfolgt, sie sind noch da, werden ab und zu auch erwähnt. Aber sie spielen praktisch überhaupt keine Rolle. Der gesamte Staatskult, der bisher auf viele Gottheiten verteilt war, richtet sich jetzt ausschließlich auf diesen neuen Gott Aton.
Dass also am Anfang der religiösen Entwicklung ein Monotheismus stand. Man ist aber heute von dieser Meinung völlig abgerückt, die ältesten religiösen Texte, die wir aus Ägypten schon aus dem dritten Jahrtausend haben, uns bereits die ganze Vielzahl der Gottheiten zeigen. Und so ist Echnaton tatsächlich wohl der erste gewesen, der versucht hat, einen weitgehend strengen Monotheismus zu verwirklichen.
Man streitet ja immer wieder darüber, ob ein ganz strenger Monotheismus überhaupt möglich ist, weil das Christentum da ja doch eine gewisse Ausnahme macht mit seiner Dreieinigkeit. Und auch der Islam hat neben Allah immerhin die sehr wichtige Figur des Propheten. Und man kann auch bei Echnaton sagen, neben seinem Gott Aton steht er selber als Sohn, als einziger Sohn des Gottes und seine Gemahlin Nofretete, die gewissermaßen das sonst fehlende weibliche Element vertritt. Aber – wie gesagt – von diesen Abstrichen abgesehen, kann man bei seiner Religion doch tatsächlich von einem ziemlich reinen Monotheismus sprechen. Das ist ein Phänomen, das wir hier im 14. Jahrhundert vor Christus zum ersten Mal in der Weltgeschichte haben.
Echnaton, Amenhotep starb im 17. Jahr seiner Regentschaft als König, nicht einmal 40-jährig.
Bis heute blieb sein Ende ebenso im Dunkeln, wie sein tatsächliches Aussehen. Er starb mitten in einer Periode des Umbruchs. Niemand weiß, wann und wie. Gewissheit kann nur mit Hilfe seiner Mumie erlangt werden. EinigeArchäologen glauben, dass die sterblichen Überreste 1907 ausgegraben wurden. Im Tal der Könige wurde eine Mumie entdeckt, die bis heute für erbitterte Kontroversen sorgt. Amerikanische Archäologen waren auf ein Grab gestossen, dass als Grab Nr. 55 bekannt wurde. Ganz eindeutig stammte die Ausstattung aus der Armana-Periode. Man vermutet aber auch, dass es sich um das Grab der Königin Teje, seiner Mutter, handeln könnte.
Eindeutig war , dass das Grab unfertig war und ein hastig vorgenommenes Begräbnis stattgefunden hatte. Am schwer beschädigten Sarg waren die Kartuschen mit den Namen des Besitzers herausgeschnitten. Beim Öffnen und Berühren der Mumie zerfiel diese komplett zu Staub. Aber neben dem Skelett fand man ein Stück Blattgold, dass den Namen von Echnaton zu tragen schien.