Die Pyramiden von Gizeh gelten als Höhepunkte in der Entwicklungsgeschichte königlicher Grabmäler vom Mastaba-Grab über Stufen- und Knickpyramide zur nun ausgereiften, stereometrisch vollkommenen Form. Alle stehen an der Grenze vom Fruchtland zur Wüste dort, wo nach altägyptischer Auffassung das Totenreich beginnt, im Westen. Eine ägyptische Pyramide war stets eine den und ihren Gemahlinnen vorbehaltene Grabstätte.
Der Recyclelte Pharao
In Giza fand man im Tempel- und Nekropolenbereich des Königs Chephren zahlreiche Bruchstücke von Königsstatuen. Es handelt sich zumeist um Teile von Gliedmaßen. Sie bestehen aus Kalzit-Alabaster und stammen aus dem Alten Reich (um 2500 v. Chr.). Rumpf- und Bauchteile sind nicht darunter, jedoch Kopf- und Schulterstücke, Hände und Füße, Bein-und Sockelteile. Die Stücke lassen erkennen, dass sie ehemals zu Statuen gehörten, die etwa die halbe Größe eines menschlichen Körpers hatten. Aus wirtschaftlicher Not heraus dringen die Menschen aus der 1. Zwischenzeit in die Tempel vor und zerschlagen die Statuen aus dem wertvollen Material, um aus dem Statuenkern Gefäße für ihren eigenen Gebrauch herzustellen.
Errichtet wurden die Pyramiden nicht von Sklaven, sondern von den Bauern des Niltals, die sowohl in der Zeit der Trockenheit wie auch in der der Überschwemmung `arbeitslos` waren. Pyramiden wurden im Alten Reich (3. bis 6. Dynastie) sowie im Mittleren Reich (11. bis 12. Dynastie) gebaut, und zwar, von wenigen kleineren Exemplaren abgesehen, nur in Unterägypten.
Cheops
Sie ist nicht nur die bekannteste, sondern auch die größte der Pyramide und war 147 m hoch. Heute sind es ca. 10 m weniger, da die Spitze abgestumpft ist. Das ursprüngliche Gesamtvolumen betrug 2,5 Mio. Kubikmeter und ist auf 2,35 Kubikmeter verkleinert, da das wertvoll behauene Material bis zum Jahre 1800 v.Chr. für die Bauten von Kairo weggeschleppt wurde. Cheops (Khnum-Khufu), Sohn des Snofru (Snefru) und Vater von Chephren war der Erbauer dieser Pyramide, auch Große Pyramide genannt. Gemäß der üblichen Anordnung befindet sich der Eingang auf der Nordseite. Khufu der zweite Pharao während der 4. Dynastie (2620 bis 2500 v. Chr.) im Alten Reich.
Die Korridore waren nach den Fixsternen ausgerichtet, die niemals vom Horizont verschwanden. Der jetzige Eingang liegt tiefer als der ursprüngliche. Erst nachdem man einen nachträglich gegrabenen Grabräuber-Stollen durchquert hat, gelangt man zum eigentlichen Zugang. In der Pyramide gibt es nichts zu sehen außer der Pyramide selbst – und die merkwürdige Vorstellung in einem künstlichen Berg gefangen zu sein.
Die Pyramide ist umgeben von drei kleineren Pyramiden, in denen hohe Beamte bestattet wurden. Obwohl das Bauwerk jahrtausendelang allen Unbilden trotze, schafften es die Besucher des 20. Jahrhunderts, durch Ausdünstungen soviel Feuchtigkeit zu hinterlassen, daß 1998 über 300 Risse im Gestein festgestellt wurden und ausgebessert werden mussten. Jetzt sind nur noch 150 Besucher pro Halbtag zugelassen; wer zu spät kommt, muss mit einer der anderen Pyramiden vorlieb nehmen: Ab jeweils 8 Uhr (im Winter 9 Uhr) und ab 13 Uhr (ist meist nicht so schnell vergeben wie das am Vormittag) werden je 150 Tickets zu 100 LE pP verkauft. Am Eingang müssen Kameras abgegeben werden.
Chephren – Chaefre
Sie ist ist heute mit 136 m Höhe (anfänglich mehr als 143 m) fast so groß wie die seines Vaters Cheops. Auffallend ist ihre weiße Spitze, einziger Rest der hellen Kalksteinverkleidung, die den Bau – wie auch die Pyramide des Cheops – einst vollkommen bedeckte.
Der Sohn des Pharaos Cheops lebte von 2528 bis 2494 v.Chr. Er ließ die nach ihm benannte Chephren – Pyramide, unmittelbar neben die Pyramide seines Vaters erbauen. Das Innere ist weniger komplex als die Aufteilung der Cheops-Pyramide. Der besondere Reiz und der Ruhm der Chefren-Pyramide liegt nicht allein in der Pyramide begründet, sondern in der gesamten Anlage. Unterhalb der Chephren Pyramide befindet sich der eindrucksvolle zugehörige Taltempel, der besterhaltene Sakralbau des Alten Reiches. Hier ist der Zugang nach dem Himmelspol ausgerichtet und führt zu einer Grabkammer. Der granitene Bau hat einen quadratischen Grundriss von 45 x 45 m. Der Prozessionsweg ist zum Teil erhalten. Die Chephren Pyramide ist für Innenbesichtigungen geöffnet.
Mit höchster Wahrscheinlichkeit war nur die erste Pyramide glatt mit rosa Granit verkleidet. Vielleicht war diese Pyramide für die Königin Kharmer-Nehty II. bestimmt, die Gattin des Mykerinos. Die Grabstätte erinnert an die Legende, die sich um die Königin rankt. Bis zum vorigen Jahrhundert erzählte man sich, daß ihre Pyramide verhext sei. In der Mittagsstunde irre die Gestalt einer nackten Frau von außergewöhnlicher Schönheit in der Wüste umher. Wer sie südlich der Mykerinos-Pyramide in der Wüste sucht, wird zumindest mit dem berühmten Sieben-Pyramiden-Blick auf das Gesamtensemble von Gizeh entschädigt.
Mykerinos
Sie ist die kleinste und unvollständige; sie hat eine Höhe von 66 m und ist 108 m breit. Um jedoch seine Größe angemessen zu zeigen, lies er seine Pyramide nicht mehr mit gewöhnlichen Kalksteinplatten verkleiden, sondern bedeckte sie vollständig mit polierten Granitplatten, deren Herstellung ein Vielfaches an Aufwand bedeutet. Mykerinos (auch Menkaure) war der Sohn Chephren. Im Jahr 1500 hatte sie noch ihre schöne Verkleidung, heute ist fast alles fortgetragen.
Vom Totentempel, der noch im Jahre 1700 intakt war und aus Blöcken von einem Gewicht bis zu 200 Tonnen errichtet wurde, bleiben nur noch wenig Ruinen. Auch zu seiner Zeit stand die Anlage von Mykerinos nicht unter einen guten Stern: vorzüglich erbaut, musste sie in Eile vollendet werden, so daß verschiedene Teile mit Rohziegeln vervollständigt wurden und sehr bald verfielen.
Das einzige Tor des gewaltigen Komplexes befindet sich in der Südostecke der Umfassungsmauer. Ein langer, schmaler Säulengang führt auf den Hof. Rechts erhebt sich die sechsstufige Pyramide, während sich linker Hand die südliche Umfassungsmauer mit dem Zugangsschacht zum südlichen Grab befindet. Die Räume dieses Grabes, die leider nicht besichtigt werden können, sind wie die in der Pyramide verziert. Darüber hinaus Magazinräume im Westen, einen Altar im Norden, einen Totentempel an der Nordseite der Pyramide, Palastbereiche im Osten der Pyramide, der große Hof einschließlich des östlichen Sedfest-Hofes – sie dienen den rituellen Handlungen zur 30-jährigen Krönungs-Wiederkehr (Sedfest) – und dem Südgrab.
Zur Anfahrt bietet sich ein günstiger Kompromiss an: mit der Metro bis zur Station Universität in Giseh, oder bis Midan Giseh fahren und per Taxi zu den Pyramiden, das ist billiger und vor allem schneller als per Taxi aus dem Zentrum. Oder mit dem Bus ab Midan Tahrir (nähe Nile Hilton) und fährt etwa 20 Minuten.
Preise für Besichtigungen: Giseh Pyramiden: Grundpreis 50 LE, Cheops Pyramide zusätzlich 100 LE (nur noch 150 Besucher pro Halbtag, ab 13 Uhr – ist meist nicht so schnell vergeben wie das am Vormittag), Sonnenboot zusätzlich 40 LE, Chephren Pyramide zusätzlich 25 LE, Mykrinos Pyramide zusätzlich 20 LE. Alle Preise dürften jetzt (2023) aber um einiges höher sein, daher: Alle Angaben ohne Gewähr.
Eine Flotte Fürs Jenseits
Die Sonnenbarke wurde für das Jenseits erbaut, damit Cheops im Jenseits ein Transportmittel hatte.
Mit einer originalen Länge von 43 Metern, jedoch zerlegt in 1224 Teile, entdeckte man 1954 an der Südseite der Cheopspyramide die Barke des Cheops. Sie wurde freigelegt, restauriert und in einem Museum ausgestellt. Insgesamt fünf Bootsgruppen im Süden und Osten gehören zum Pyramidenkomplex des Pharaos aus der 4. Dynastie. Das Museum ist geöffnet von 9.00-17.00 Uhr; Eintrittspreis(e): Normal: 60 EGP; Studenten: 30 EGP, alle Preise dürften jetzt (2023) aber um einiges höher sein, daher: Alle Angaben ohne Gewähr.
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Der Sphinx von Gizeh
Die Nase ist verloren, die Contenance nicht – Beim Taltempel des Chephren steht der Sphinx , der Kopf des Pharao Chephren auf dem Leib eines Löwen. Der Sphinx von Gizeh ist aus dem Fels erhaben herausgehauen, 73,5 m lang und 20 m hoch. Er ist die erste Kolossalstatue des pharaonischen Ägypten und thront majestätisch über der Nekropole von Gizeh. Der Kopf des Chephren ist aller Wahrscheinlichkeit nachträglich auf den Löwenkörper gesetzt worden. Im Neuen Reich sah man in ihm eine Verkörperung des Sonnengottes Re-Harachte bzw. Horem-Akhet. Seit der Antike wurde der Sphinx mehrfach von Sandmassen befreit. Sowohl Amenophis II. als auch Thutmosis IV. hatten noch als Prinzen vor der Figur Visionen, in denen ihnen der Gott Re-Harachte erschien, um ihnen die Königsherrschaft anzubieten. 1853 begann der Franzose Auguste Mariette mit der Freilegung, die erst 40 Jahre später vollendet wurde.
Seine schwersten Zerstörungen erlitt der Sphinx unter den Mameluken, die ihn als Schießscheibe benutzten, viele sagen auch, es wären die Türken gewesen, und vor allem in jüngerer Zeit aufgrund von aufsteigendem Grundwasser nach der Regulierung durch den Assuan-Damm. Über das Alter der Sphinx gehen die Meinungen der Forscher weit auseinander, wir schließen uns der gängigen Lehrmeinung an. Sie besagt das Pharao Chephren um 2520 v.u.Z. den Steinkoloß errichten ließ. Da keine schriftlichen Zeugnisse von der Erbauung oder der Funktion gefunden worden, bleibt das Geheimnis der Sphinx ungelöst. |
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Light & Sound Show
In deutscher Sprache jeden Mittwoch und Sonntag. Beginn 20:30 Uhr im Winter und 22:30 Uhr im Sommer, £E 44. Die Light and Sound Show soll demnächst über Kopfhörer in diversen Sprachen simultan zu hören sein. Man kann also dann zu beliebiger beliebigerZeit teilnehmen und wird dennoch in der Muttersprache bedient. Aktuelles bitte melden.