AUSERWÄHLTE DER STÄTTEN

Heiligtümer für Amun-Re

Wenige Kilometer nördlich von Luxor liegt das Dorf Karnak. Hier steht die größte Tempelanlage – die Tempel von Karnak. In Karnak ließen die Könige seit dem Ende des zweiten Jahrtausends im Laufe von mehr als 20 Jahrhunderten Heiligtümer für ihren göttlichen Vater Amun-Re errichten, um sich seiner Gunst zu versichern.

Mehr als 2000 Jahre ging die wirtschaftliche und politische Macht Ägyptens von diesem Tempelkomplex aus. Die gesamte Anlage umschließt eine Fläche, die fast doppelt so groß ist wie die des Vatikans.

UNESCO Weltkulturerbe

Der Tempel, umgeben von einer hohen Mauer aus ungebrannten Ziegeln, war kein Ort, wo Gläubige sich versammelten. Vielmehr war er eine heilige Stätte, an der geheimnisvolle Zeremonien nach festen und komplexen Ritualen abgehalten wurden, um den Zusammenhalt des Universums zu sichern. Heute sind die Tempel von Karnak UNESCO Weltkulturerbe.
Die Ägypter sahen von dem Tempel lediglich mächtige Tore und abweisende Mauern. Was hätte sie mehr beeindrucken können?
Oft zerstörte ein Pharao die Bauwerke seiner Vorgänger, um Platz für ein neues Heiligtum zu schaffen. Sie alle veränderten, verschönerten und erweiterten über die Jahrtausende die Tempel von Karnak. Und Amun-Re, gegenwärtig in der Goldstatue in einem kleinen Gebäude im Zentrum der Anlage, leuchtete in der Dunkelheit. Das Tor gehörte zu einer doppelten Umfassungsmauer, die Ramses III. errichten ließ und die den gesamten Komplex mit zwei Tempeln, dem Königspalast und den Anbauten von Wohnungen für Priester, Offiziere und Beamte, Magazinen und Stallungen umgab. In der römischen Zeit wurde das ehemalige Heiligtum als Wohnanlage genutzt; die Kopten legten im zweiten Hof des großen Tempels eine große Kirche an. Die gesamte Anlage bedeckt eine Fläche von 8 ha. Ein zeitgenössischer Text aus der Zeit Ramses`III. berichtet, daß 62 626 Kriegsgefangene für den Bau des Tempels eingesetzt wurden.

Zu der Anlage gehörten riesige landwirtschaftliche Flächen; unter Ramses III. waren 80 000 Menschen im und für den Tempel tätig. In die inneren Kulträume durften nur die eindringen, die Priester waren oder in irgendeiner Weise im Dienst des Gottes standen. Angelegt im 13. Jh. v.Chr. unter Sethos I. und Ramses II., erhebt sich wieder der ehemals überdachte Säulenwald, in dem jeder Besucher ins Staunen gerät. Hinter dem 4. Pylontor ragt noch einer der Obelisken der Hatschepsut auf, deren Spitzen, so besagt es die Inschrift, vergoldet waren.

Zwei Tore weiter die Wappenpfeiler Thutmosis III.; schließlich der Hof, wo einst Karnak`s Keimzelle lag. Am besten wandelt man weiter zum Festtempel Thutmosis III., wendet sich dann nach Süden zum Heiligen See, beschaut dort den Weg zum Tempelkomplex der Mut.

Weiter zum Chons-Tempel im Südwest- und Freilicht-Museum im Nordwest-Eck, wo die Stationskapelle Sesostris I. steht. Am Chons- Tempel wurden durch Restaurierungsarbeiten hervorragend erhaltene antike Farben wieder zum Vorschein gebracht.

Wenn möglich, so besucht die Tempelanlage lieber zweimal. Versucht die Anlagen so früh wie möglich zu besuchen. Es ist nicht so voll, die Touristengruppen sind noch auf ihren Schiffen und – noch wichtiger – es ist noch nicht so heiß!

Der Erste Oder Große Hof

Am Ende des ersten Hofes erheben sich die verfallenen Tortürme des zweiten Pylon, errichtet von Pharao Haremhab. Eine stark beschädigte Statue von Ramses II. mit einer Tochter, Meritamun, die der spätere Pharao Pinodjem I. usurpierte und mit seinem Namen versah, steht vor dem Eingang. Vor den beiden Türmen lag einst ein Vorbau, an dessen Eingang sich zwei Standbilder Ramses’II. erhoben.
Das rechte steht noch an seiner Stelle, von dem linken sind nur die Beine erhalten. Philometor und Euergetes II. haben während ihrer gemeinsamen Regierung ein Zwischentor angebracht, an dem der Türsturz fehlt, die Seitenpfeiler aber erhalten sind. Ihre Reliefs zeigen den König vor den Göttern des Tempels opfernd.

Die Säulenhallen und Pylonen

Vom Eingang, dem Ersten Pylon aus der 30. Dynastie, gelangt man immer tiefer in die Vergangenheit, durchschreitet die Kolonnade aus der 25. Dynastie, passiert links den Koloss, auf den ein Priesterkönig rund 300 Jahre früher seinen Namen schreiben ließ, und betritt den großen Säulensaal.

Der große Tempel von Karnak hat eine sehr verwirrende Baugeschichte. Die ältesten, heute zerstörten Teile aus dem Mittleren Reich, bilden das Zentrum der Anlage. Unter den des Neuen Reiches ab 1551 v. Chr. wurde die Anlage zunächst in der Hauptachse nach Westen erweitert. Thutmosis ließ dann einen Pylon rechtwinklig nach Süden anbauen und schuf so eine neue Achse, die ebenfalls sukzessive erweitert wurde. Der letzte Bauabschnitt, der erste Pylon, stammt so aus einer Zeit, als das pharaonische Ägypten schon längst untergegangen war. Das erste Tempeltor wird von zwei gewaltigen Türmen aus Sandstein flankiert.

Der Bau wurde kurz vor der Ankunft Alexanders des Großen begonnen, blieb aber letztlich unvollendet. Er ist heute 113 m breit und etwa 43 m hoch. Für die Ägypter symbolisierten die beiden Tortürme der Pylonen die zwei Gebirgsketten, die das fruchtbare Tal des Landes begrenzen, und die Horizonte, zwischen denen sich der Lauf der Sonne vollzieht. Im Torweg des Pylonen erinnern Inschriften rechts oben an die 1799 mit dem französischen Heer nach Ägypten gekommenen Gelehrten, die hier die von ihnen bestimmten Längen- und Breitengrade der bedeutendsten ägyptischen Tempel verzeichnet haben.

Er besitzt ebenso wie andere Tempelfassaden vier lange Vertiefungen zur Aufnahme der Flaggenmaste. Wenn Sie die Treppe am Nordturm hinaufsteigen, haben Sie einen sehr schönen Ausblick über die Anlage.

Der Große Säulensaal

Der ungeheure Raumeindruck in diesem Saal ist ein Höhepunkt dieser Anlage. 134 Säulen mit einem Umfang von bis zu 10 m füllen den Saal mit den Außenmaßen von 104 m x 52 m fast gänzlich aus. Er wurde mit vollem Recht als ein Wunder der Welt gepriesen. In dem einstigen Vorsaal zum Tempel wurden die heiligen Barken für die bevorstehende Prozession versammelt.
Hier spielte sich ebenso ein Teil der Krönungszeremonien ab. Die Flachreliefs an den Wänden spiegeln diese Szenen wider. Die Hinterwand des rechten Seitenschiffes zeigt Ramses II. beim Empfang der Symbole seiner Regierung aus den Händen von Amun-Re.

Der Festsaal Thutmosis III.

Hier sticht im besonderen der große Pfeilersaal hervor, der in der Antike Achmenu (Glanz der Monumente) genannt wurde. Es empfiehlt sich, den richtigen Eingang des Bauwerks durch das Hauptportal im Süden zu benutzen, das von zwei 16-kantigen Säulen und zwei Statuen des Königs in Gestalt des Osiris eingefasst wird.
Die Decke des Festsaals von Thutmosis III. wird von zwei Reihen à 10 Säulen und einer Reihe aus 32 Pfeilern getragen. Ein großer Teil seiner vielfarbigen Verzierungen ist erhalten geblieben.

Obeliskenhof – Die Pforte Zum Tempel

Den hinteren Abschluss des großen Säulensaals bildet der dritte Pylon mit einem Vorbau. In ihm waren große Reliefblöcke von insgesamt 13 verschiedenen Heiligtümern früherer Zeit verbaut. Den Mittelhof schmückten einst zwei von Thutmosis I. und zwei von Thutmosis III. geweihte Obelisken. Als größter Obelisk von Karnak ragt hinter dem vierten Pylon der der Hatschepsut auf. Eines der Vorrechte von Königinnen war die Errichtung von Obelisken. Hatschepsuts Vater, Thutmoses I., hatte mehrere dieser Kultsymbole bauen lassen, aber Hatschepsuts Obelisken überragen die ihres Vaters. Im Herzen des Tempels von Karnak lässt sie zwei der größten Obelisken Ägyptens aufstellen. Er überragt den Tempelkomplex um fast 30m. Er ist 29,50 m hoch und besteht aus Rosengranit, seine Spitze war mit einer Legierung aus Gold und Silber (Elektron) überzogen.
Auf dem eingemeiselten Bildnis erkennt man, wie Amun Hatschepsut die Krone der aufsetzt. Bei näherer Betrachtung der Hieroglyphen- Kartuschen kann man Ausbesserungen auf etwas vertieften Mulden erkennen. Dort hatte der “Kulturrevolutionär” Echnaton den Namen des Amun tilgen lassen; spätere Herrscher besserten die zerstörten Flächen dann wieder aus.

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