Dêir el-Bahari – Amphitheater

Benannt nach einem frühchristlichen Kloster das einmal an dieser Stelle gestanden hat. Das „Nördliche Kloster“ ist ein natürliches Amphitheater, in welchem die Totentempel von Mentuhotep II (11. Dynastie, 2055-2004 v. Chr.), Königin Hatschepsut (18. Dynastie, 1473-1458 v. Chr.) und Thutmosis III (18. Dynastie, 1479-1425 v. Chr.), sowie eine größere Anzahl von private Gräber aus der Zeit vom Mittleren Reich bis zur Ptolemäische Epoche.

Die Tempelanlage erreichte man über eine Sphingen-Allee. Zu Zeiten von Hatschepsut wurden die Gebäude durch heilige Brunnen und Myrrhe-Bäumen gesäumt.

MIT DEM RÜCKEN ZUM TAL

Der in ostwestlicher Richtung angelegte Komplex bestand aus drei, immer höher werdenden Terrassen, die durch Rampen miteinander verbunden waren. Die alten Ägypter nannten ihn auch „Erhabenste der Erhabensten“ und „ihn zu betrachten, übersteigt alles andere auf der Welt“. Dieser Tempel ist der besterhaltene der drei Kultstätten, aus denen die Anlage Deir el-Bahari besteht. Die Rampe der unteren Terrasse trennt die Nordhalle von der Südhalle, an deren Rückwänden bemerkenswerte Reliefs zu sehen sind. Die mittlere Terrasse wurde im Westen und Osten durch Säulenhallen begrenzt. Hier liegt die Geburtshalle, auf deren Wände die Zeugung der Hatschepsut durch Amun und ihre Geburt durch die Königsmutter Ahmes dargestellt sind. An der Nord- und Südseite der oberen Terrasse befinden sich, mit Kraggewölbe gedeckte Räume, Hatschepsut, ihrem Vater Thutmosis I, Re-Harachte und Amun geweiht. Eine Reihe von Nischen in der Westwand der oberen Terrasse enthielten Statuen der Königin, und ein Durchgang in der Mitte der Westwand führte zum Sanktuarium.

TOTENTEMPEL DER HATSCHEPSUT

Er entstand zu Beginn des Neuen Reichs und ist das Werk ihres Architekten und Günstlings Senmut. Ihm erteilte Hatschepsut auch das Privileg, sein Grab in ihrer unmittelbaren Nähe, auf der ersten Terrasse des Tempels errichten zu lassen. Senmut selber verewigte sich in dem Tempel auf seine Art: Er ließ an versteckten Stellen sein Porträt anbringen – und wer heute im Sanktuar genau hinsieht, dem wird der Architekt aus seinem Reliefbild hinter der einstigen Tür, listig zuzwinkern. Die Bauweise dieser Tempelanlage lehnt sich an die des benachbarten Grabtempels von Mentuhotep an.
Während ihrer Amtszeit beginnt sie schon bald mit dem Bau mehrerer Tempel, darunter ihr imposanter Totentempel in Der el-Bahari. Hier werden ihre Herkunft, Inthronisation sowie Krönung und damit ihre Anerkennung durch Götter und Menschen dargestellt. Herausragend ist auch die von ihr entsandte Expedition ins sagenhafte Weihrauchland Punt, weit im Süden von Nubien.

Der innerste Raum des Sanktuars wurde von Ptolemaios VIII Euergetes II in den Fels geschlagen. Der Tempel stellt im wesentlichen Hatschepsuts politische und religiöse Biografie dar. Er zeigt ihre Geburt in die Dynastien der Pharaonen, ihre Co-Regentschaft mit Thutmoses III. und schließlich ihre Herrschaft als Pharao. Doch nach Thutmoses Übernahme wurde ihre Biografie umgeschrieben. Offiziell existierte sie von da an nicht mehr als Königin. Eine der möglichen Theorien war: Als Hatschepsut von ihrem Neffen und Stiefsohn Thutmosis III. nach zwei Jahrzehnten Wartezeit verdrängt wurde, ließ dieser nach dem Tod der Hatschepsut, im 22. Jahr seiner Herrschaft, überall ihren Namen als Pharao austilgen und ihre Standbilder zerstören, die Hieroglyphen ihres Namens von Obelisken schlagen, auf Tempelwänden auskratzten – jede Wiedergabe ihres Namens weggestemmt, werden in die Leerstellen andere Namen geschlagen – und von Säulen geschabt. Nur weniges entgeht der Zerstörung, darunter einige Statuen – und die versteckt angelegten Kartuschen oben an den Pfeilern des Totentempels.

DAS SAGENHAFTE GOLDLAND PUNT

In der südlichen Halle der zweiten Terrasse erzählen großartige Reliefs in allen Einzelheiten von einer Handelsexpedition, die Hatschepsut in das sagenhafte Land Punt sandte. Die Bilder von Deir el-Bahari sind wahrscheinlich die ältesten und ausführlichsten Darstellungen Ostafrikas überhaupt. Sie zeigen Behausungen, Rinder, Giraffen, Leoparden und Tiere, deren Umrisse an Nashörner denken lassen. Die Hütten der Menschen von Punt ähneln Bienenkörben auf Pfählen, offenbar geflochten aus Palmwedeln. Auch Parehu, der Fürst von Punt, ist zu sehen: ein schlanker Mann, begleitet von seiner unförmig fetten Frau. Die Bilder sind derart wirklichkeitsgetreu, dass man anhand einer hier dargestellten Fischart, den geographischen Standort des Landes Punt feststellen konnte, selbst eine seltene Krankheit, an der die Fürstin von Punt litt, konnte man anhand der Bilder eindeutig diagnostizieren.
Viele Geschichten ranken sich um die Person der Hatschepsut, dieser ungemein energischen und zielstrebigen Frau. Erste Ausgrabungen an dieser Stätte erfolgten 1858 durch Mariette und den Marquess von Dufferin und Ava. Die Hauptarbeit wurde dann vom Egypt Exploration Fund (1893-1896, 1903-1906), und vom Metropolitan Museum of Art (1911-1931) verrichtet.

Tempel von Mentuhotep II

Der linke südliche, aus Sandstein erbaute Totentempel von Mentuhotep II. (auch Ach sut Nebhepetra) stammt aus dem Mittleren Reich und ist der älteste dieser Anlage. Er wurde etwa 500 Jahre vor der Planung des Tempels von Hatschepsut erbaut und sollte eine Kombination aus Tempel und Grabstätte sein. Er nimmt die südliche Hälfte der von den Steilhängen Deir el-Baharis geformten Bucht ein und war ursprünglich terrassenförmig angelegt.
Eine von Statuen gesäumte Allee führte auf den Tempel, über eine mittlere Rampe gelangte man auf die erste Terrasse, auf der Pfeilerhallen um den Zentralbau stehen, der früher die Form einer Mastaba, einem Obelisken oder einem Urhügel hatte. Hier sind sich die Ägyptologen nicht einig und ist heute nicht mehr erkennen. Von der rückwärtigen Säulenhalle, mit 80 achteckigen Pfeilern, zog sich ein Schacht von 150 m Länge in das dahinterliegende Felsmassiv zur eigentlichen Sargkammer des Königs. Südlich des Tempels fand Gaston Maspero die heute nicht mehr zugängliche Cachette mit der Mumie von Ramses II.

Tempel von Thutmosis III.

Der Tempel wurde kurz nach seiner Fertigstellung von mehrmals herabstürzenden Felslawinen zerstört und fast dreitausend Jahre begraben. Entdeckt wurde er in den 1960er-Jahren. Ein Teilstück der Rampe, Reste der Terrasse sowie Mauer- und Säulenfragmente sind erhalten. Ursprünglich überragte der Tempel die Anlage der Hatschepsut. Nicht weit davon entfernt ließ Thutmosis III. ein Heiligtum für die Kuhgöttin Hathor in den Felsen hauen, das mittlerweile fast zerstört ist. Einige Artefakte aus dem nicht zugänglichen Bereich sind im Luxor-Museum ausgestellt.

ÖFFNUNGSZEITEN UND PREISE

6:00 – 17 Uhr; im Sommer 6:00 – 18 Uhr, während Ramadan sind die Zeiten kürzer. Eigener Ticketschalter. Versuchen Sie die Anlagen so früh wie möglich zu besuchen. Es ist nicht so voll und, noch wichtiger, nicht so heiß. In der Mittagshitze ist der Fußweg vom Tempel der Königin Hatschepsut zum Tal der Könige eine Qual, aber es lohnt sich, den Weg über den Bergrücken zu nehmen. Der Ausblick ist grandios! Alle Angaben ohne Gewähr.

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