1856 wordsCategories: Ägypten, Kairo, OberägyptenPublished On: 4. November 2018Views: 1003

Kairos Gebetsstätten – DIE VIELFALT DES ORIENTS GANZ NAH ERLEBEN

Ein unverwechselbares Geräusch: Der Muezzin ruft die Gläubigen vom Minarett aus zum Gebet. Moscheen, in denen Ägypter zusammenkommen und beten, bilden sozusagen das Herz einer jeden Stadt. Die berühmteste, die Al-Azhar-Moschee, liegt in der Innenstadt von Kairo, das zu Recht als „die Stadt der tausend Minarette“ gilt. Die Altstadt von Kairo wurde in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.
Sie erstreckt sich auf einer Länge von 1,5 km vom Stadttor Bab Al-Futuh bis zum Bab Zuweila mit der El Rifa’i Moschee, Ahmad Ibn Tulun Moschee, der Zitadelle, Sultan-Hassan-Moschee und Alabastermoschee.

Tipp für Euch! Die Altstadtachse zwischen dem Stadttor Bab Al-Futuh und der Sharia Al-Azahr ist alles ein Freilichtmuseum für islamische Baukunst. Hier könnt ihr fast alle Moscheen kostenlos besichtigen.

AL-AZHAR MOSCHEE – “DIE BLÜHENDE” UND UNIVERSITÄT

Sie ist gut an ihrem von Sultan El-Ghuri gestifteten Minarett mit den Zwillingstürmchen (Kait Bey) über den prachtvollen Haupteingang, dem “Tor der Barbiere” (Bab el- Mauzaynin), zu erkennen. Der immer wieder veränderte Komplex umfasst heute sechs Eingangstore und fünf Minarette.
Die Namen der Tore beschreiben ihre früheren Funktionen, so wurde z.B. im “Suppentor” an die arme Bevölkerung Kairos Suppe ausgeteilt.
Der große Innenhof umaßt 48 x 34 m und der östlich gelegene Gebetssaal ( 80×50 m) nimmt eine noch größere Fläche ein. Dieser neunschiffige Saal diente früher auch als Lehrsaal. Im Norden der Moschee trifft man auf das Grab von Gohar Kunku Bey.

MINARETTSTÜRMER
Das Minarett des Kait Bey und das des El-Ghuri darf man gegen Bakschisch besteigen und genießt von dort oben einen prachtvollen Blick über das Häuser- und Gassengewirr des islamischen Kairos. Grundsätzlich kosten religiöse Bauwerke wie Moscheen, die noch in Benutzung, d.h. nicht museal sind, seit 2001 keinen Eintritt. Schlaue Gauner am Eingang nutzen die Unsicherheit von Touristen und verlangen z.B. für das Abstellen der Schuhe den ehemaligen Eintrittspreis oder verkaufen sogar selbst gedruckte Tickets.

TIPP: Wenn man der Sharia el-Muizz nach Süden folgt, gelangt man zu dem Gewürzbasar und zu den Hutmachern, die hier seit dem Mittelalter ihrem Gewerbe nachgehen.

MEISTERWERK DER MAMELUKKISCHEN ARCHITEKTUR

SULTAN-HASSAN-MOSCHEE

links: die Sultan-Hassan Moschee

Der Komplex der Sultan-Hassan-Moschee ist als eines “der Meisterwerke der mamelukkischen Architektur” in Kairo benannt worden und man könnte zweifellos behaupten, daß dies der gigantischste Komplex dieser Art in Kairo und der islamischen Welt bis zum Ende des 20. Jahrhunderts zu seinen schien. Sultan al-Malik al-Nâsir Abû l-Ma’âlî Hassan (r. 748-752 und 755-762), der Sohn von al-Malik al-Nâsir Muhammad b. Qalâwûn (d. 741/1341), beauftragte den Bau dieser Moschee, aber erlebte nicht seine Vollendung und bekam die meisterhafte Ausstattung nie vor Augen, da er in Jumâdâ (762/1361) im Alter von etwa 26 Jahren ermordet wurde. Angeblich war Sultan Hasan nur dadurch in der Lage die großen Summen Geld für sein Gebäude zu sammeln, indem er Geld und Wertgegenstände der Opfer des schwarzen Todes (Pest) konfiszierte, welche Ägypten während der Jahre 749-50 und nachher heimsuchte.

Eine Legende erzählt, der Sultan habe nach Vollendung des Baus, dem Architekten die Hand abgeschlagen, damit er nicht eine Ähnliche zeichnen könne. 1391 wurde die Moschee von einer rebellierenden Partei der Mamelluken in eine Festung umgewandelt, damit man von dort aus die Zitadelle angreifen konnte. Der Eingang (auf der Nordwand) kann nicht übersehen werden. Im Mausoleum findet sich Ägyptens ältester Koranständer, ein Meisterwerk der Tischlerkunst. Die sehr große Bronzetür die man einmal am Hauptportal vorfand, wurde von Sultan al-Mu’ayyad Shaykh 1416 weggenommen, um mit ihr sein eigene Moschee, die Madras Moschee zu schmücken. Der Eingang und das Treppenhaus sind besonders bemerkenswert.
Der Moschee war eine Schule angegliedert, die sog. Madrasa. Im Unterschied zum Typ der Hofmoschee handelt es sich bei einer Madrasa um eine Kombination aus Moschee und Lehranstalt. Zu ihr gehörten Unterkünfte für Lehrer und Schüler wie auch Unterrichtsräume.

DIE ZWEITÄLTESTE MOSCHEE ÄGYPTENS

IBN TULUN MOSCHEE

Eine historische Moschee – 876-79 wurde die Ibn Tulun Moschee vom gleichnamigen Gründer der Tuluniden-Dynastie erbaut, am Widderhügel, wo der Legende nach Abraham seinen Sohn Isaak opfern wollte. Die Moschee, die einer Festungsanlage mehr ähnelte als einem Gotteshaus ist ein Klassiker der Moscheen-Baukunst und fasziniert durch ihre Schlichtheit und ihre Weitläufigkeit.

Die Moschee, die er bauen lies, war so groß, daß sie alle Bewohner der umliegenden Stadt aufnehmen konnte, um das rituelle Gebet zu verrichten. Nach der Amr Moschee ist sie die zweitälteste Moschee Ägyptens. Die klassische Hof-Moschee hat einen großen, offenen Innenhof, der mit Säulengängen umgeben ist. In der Mitte des Hofes befindet sich der Reinigungsbrunnen. Die Ibn Tulun Moschee mit dem kuppelüberwölbten Brunnenhaus für die rituellen Waschungen im Zentrum gilt als älteste, völlig erhaltene Moschee Kairos, die immer noch die Gläubigen zum Gebet ruft. Eine Besonderheit ist das spiralförmige Minarett.

Ahmad Ibn Tulun (*835, † 884) war der Begründer der türkischen Tuluniden-Dynastie in Ägypten und regierte von 868 bis 884 als Stadthalter Ägyptens. Er starb im März 884. Seine Bedeutung ist vor allem darin zu sehen, dass Ägypten unter ihm, erstmals seit den Ptolemäern, ein unabhängiges Reich wurde. Ahmad war ein großer Freund der Kochkunst; viele überlieferte ägyptische Gerichte und Gewürzmischungen sollen durch ihn selbst kreiert worden sein.

HISTORISCHE MOSCHEE

MUHAMMAD ALI-MOSCHEE

Von einem Arkaden umkränzten Hof betritt man den Innenraum der Moschee mit ihren Alabaster verkleideten Wänden. Eine 52 m hohe mit Gold verzierte Kuppel überkrönt das mit dicken Teppichen ausgelegte Innere, dazu vier kleinere Kuppeln in den Ecken und vier Halbkuppeln über den Seiten. Ursprünglich dienten Öllampen der Beleuchtung, aber diese befinden sich mittlerweile im Museum und wurden durch elektrische Leuchten ersetzt. Die eigenwillige Übernahme europäisch-barocker Dekorationselemente wie Blumengirlanden und Sonnensymbole belegen Muhammad Ali`s Vorliebe für französische Prachtentfaltung.

Die beiden schlanken Minarette der Muhammad-Ali-Moschee haben eine Höhe von 82 m. Der Uhrturm im Hof ist ein Geschenk des französischen Königs Louis Philippe an Mohammed Ali zum Dank für den Obelisken aus Luxor, der heute auf der Place de la Concorde in Paris steht. 1849, 19 Jahre nach Baubeginn, aber noch vor Vollendung der Moschee, verstarb Muhammad Ali. Sein Grab befindet sich an der rechten Westseite der Gebetshalle, hinter einem vergitterten Bronzegitter. Hinter der Moschee liegt der 87m tiefe Josephsbrunnen, der an Salah el-Din erinnert.

HAREMSPALAST VON MUHAMMAD ALI
Nördlich der Moschee des el-Nasir, durch das Tor Bab el-Qulla: In den drei Flügeln des Palastes residierte die Familie des Mohammed Ali`s bis 1874, als der Khedive Ismail den Regierungssitz in den Abdin-Palast verlegte. 1946 wurde hier das Militärmuseum (Harem Palace Military Museum) eingerichtet. Während der Museumsbesichtigung (Waffensammlungen und Beutestücke aus den Kriegen mit Israel) lohnt es sich einen Blick in das ehemalige Hamam im mittleren Flügel zu werfen, das ganz mit Alabaster ausgekleidet ist und einen guten Einblick verschafft auf den Prunk zu Ali`s Zeiten.

WAHRZEICHEN DER STADT
Die Muhammad-Ali-Moschee, auch Alabstermoschee genannt, ist das dominierende, gewaltige Bauwerk der Zitadelle.

ZITADELLE VON SALADIN
In Kairo harmonisieren antike Relikte und die Moderne bestens miteinander: Auf der einen Seite erhebt sich eine Zitadelle aus dem Mittelalter, auf der anderen glänzen Bürohäuser im hochmodernen Baustil. Begonnen 1176 von Salah el Din (Saladin, großer Bekämpfer der Kreuzritter), ist die Zitadelle ein gewaltiger Festungsbau mit Befestigungswällen, zum Teil aus Steinquadern der kleinen Pyramiden und sonstigem Material aus Memphis; sie sollte das Land gegen die Angriffe der Kreuzritter schützen. Im Inneren Moscheen, Paläste, Magazine; sie war lange Zeit die Hauptresidenz von Mohammed Ali und Sitz der Regierung.

Bis in die späten 80er Jahre des 20. Jahrhunderts diente sie dem Militär. Nach einer Pulverexplosion 1823 (1824) Neubau in auffallendem Stilgemisch: aijubidisch, mamlukisch. Mohammed Ali ließ die Festungsmauern zwar erneuern, statt den alten Palast wieder aufzubauen, ließ er eine Moschee errichten.

Die Zitadelle besteht heute aus drei Teilen: die untere Festung el-Asab, die Nordfestung el-Ankischarija und die Südfestung, die eigentliche Zitadelle, el-Kalaa (El-Qalaa). Die Eingänge bilden heute das Nordtor Bab el-Gadid und Bab el-Gabal (Wüstentor) im Osten. Das Bab el-Asab bleibt dem Besucher verschlossen. Kurz nach Beginn seiner Herrschaft lies Mohammed Ali über 400 Mamlukkenführer hinter diesem Eingang ermorden. Bei einem Rundgang kann man seinen Blick schweifen lassen auf die Totenstadt, das islamische Kairo und den beiden Moscheen, Sultan Hassan-und die El Rifa’i.

Amr Ibn el As-Moschee

Sie wurde 641/642 n. Chr. erbaut und befindet sich in der Sharia Mari Girgis, ca. 300m nördlich des koptischen Viertel und ist die erste Moschee Ägyptens und Afrikas. Die Amr Ibn Al-As-Moschee ist die älteste Moschee Ägyptens und war mit ihrer einfachen Bauweise aus Palmwedel und Palmstämmen ein Vorbild für die Bauten nachfolgender Epochen. Die Moschee ist auch unter die Namen Ma,em, Taj al-Jawamie und Masjid Al ar-Rayah bekannt.
Das heutige Erscheinungsbild entspricht nicht mehr dem ursprünglichen Bau: die heutige Moschee stammt aus dem Jahr 1796.
Der Zutritt ist noch frei.

Sulayman Pasha Moschee

Durch das Tor im nördlichen Teil der El-Nasir Moschee, direkt an der Befestigungsmauer, erreicht man die als erste im osmanischen Stil erbaute Moschee des Suleiman Pascha (Sulayman Pasha el-Khadim) in Ägypten. Sie wurde 1528 in der frühosmanischen Zeit errichtet und ist mit ihren herrliche Deckendekorationen eine der schönsten Kuppelmoscheen Ägyptens.

El Rifa’i Moschee

Der Architekt Hussein Pascha Fahmi ließ 1869 (im Auftrag der Mutter des Khediven Ismail) am Standort des Grabes von Scheich El-Rifa’i die Errichtung der Moschee beginnen, die Max Herz Bey 1912 vollendete, der die Pläne Fahmis treu umsetzte. Der ältere Heiligenschrein des Scheichs El-Rifa’i wurde in den Neubau integriert. Die Moschee dient König Fuad und dem im Exil verstorbenen persischen Schah Reza Pahlevi als letzte Ruhestätte.

Moschee und Madrasa des Sultans el-Nasir Mohammed

Die 1335 von Sultan El-Nasir Mohammed (Sultan El-Nasir Muhammad Ibn Qala’un), der Siegreiche, erbaute Moschee liegt direkt am Südosteingang neben dem Mokattam-Festungsturm und wurde umfassend restauriert. Für die grünen Fliesen ließ el-Nasir einen Spezialisten aus Persien kommen.
Sein älterer Bruder, El Ashrad Chalil, brachte das gotische Eingangstor aus der Kreuzfahrerstadt Akko mit. Der osmanische Sultan Selim I. (der Grausame) ließ 1517 die Marmorverkleidung aus den Innenräumen der Moschee entfernen, um sie nach Istanbul zu bringen. Sehr schön sind die Kasettendecken, sowie die grün, blau und weiß plattierten zwiebelförmigen Köpfe der Minarette im persischen Stil.

Gegenüber befindet sich das Polizeimuseum. Es zeigt die Geschichte der ägyptischen Polizei von den Anfängen bis heute.

Theater der Tanzenden Derwische

Das Gebäude, das auch Sama Khana genannt wird, war den Tanzenden Derwischen des Mewlewija (auch Mawlawi)-Ordens gewidmet. Zwischen 1979 und 1989 wurde es durch das italienische Kulturinstitut restauriert. Heute beherbergt es das italienisch-ägyptische Ausbildungszentrum für Restaurierung und einen Ausstellungssaal.

Man kann den Tanz jeden Montag, Mittwoch- und Samstagabend im Sariyat Al-Gawhara Theatre auf der Zitadelle erleben. Die Ticket-Schalter öffnen zwei Stunden vor der Aufführung und schließen, sobald alles verkauft ist. Seien Sie deshalb rechtzeitig da.

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