Religion

WOHER KOMMEN DIE GÖTTER?

Am Anfang war eine unendliche Wasserfläche, die als Nun, das Chaos, bezeichnet wurde. Das Chaos ist nach ägyptischer Vorstellung kein Nichts, wie das griechische Wort „Chaos“ es ausdrückt, sondern ein Urschlamm voller Keime möglichen Werdens. Aus diesem Urschlamm hatte sich, dem ägyptischen Schöpfungsmythos zufolge, Atum, der erste aller Götter, auf dem Urhügel (Ben-Ben) selbst hervorgebracht.

Kosmogonie von Memphis

Ähnlich, wie später die Bibel, erklärt sich die Theologie von Memphis aus dem Willen und dem Wort des Gottes Ptah. Sie wurde teilweise sogar vor die Schöpfungslehre von Heliopolis gestellt und wandelt den heliopolitanischen Mythos dahingehend ab, dass nicht der Sonnengott Atum der Schöpfergott und Vater aller anderen Götter ist, sondern Ptah. Eine der Geschichten besagt: Gott Ptah (Gott der Handwerker und Baumeister) entstieg aus Nun, dem Urgewässer und rief Atum ins Leben. Hier wird die Welt nicht nur durch einen Schöpfer geschaffen, sondern dieser Schöpfer bedient sich dazu der Sprache.
Ptah schuf die Welt und die Götter alleine durch sein Wort und die Gedanken. Nachdem Ptah als Singularität aus dem Urgewässer Nun entstieg, brachte er mit seiner Zunge und seinem Herzen die Enneade (Neunheit) von Heliopolis hervor. Zunge und Herz waren die Schöpferorgane. Ptah sprach die Namen der Götter aus und erschuf sie, unter ihnen auch Atum. Ptah wies ihnen rituelle Kultstätten zu, an denen sie verehrt werden konnten. Er begründete moralische Wertvorstellungen und errichtete in Ägypten ein politisches System, indem er das Land in Bezirke unterteilte.
Die wichtigste Quelle der Überlieferungen über die Memphitische Theologie ist der Shabaka-Stein, auf dem Ptah-Priester von Memphis ihren Schöpfungsmythos darstellten. Der Stein stammt aus der 25. Dynastie (ca. 700 v. Chr.). Früher stritt man darum, ob der Text eher in die 1.–2. oder in die 5.–6. Dynastie gehört. Er befindet sich heute im Britischen Museum.

Kosmogonie von Hermopolis

Die Schöpfungslehre von Hermopolis stützt sich auf die Vorstellung der Achtheit der Schöpfung.
Hermopolis soll als erste Stadt aus dem Urwasser entstiegen sein, nachdem jeweils 4 schlangen- und froschartige Götter unter dem Urhügel der Stadt entstanden waren und die Urmaterie selbst personifizierten. Diese waren das Urgewässer Nun und Naunet, die Endlosigkeit und Ewigkeit Huh und Hauhet, die Finsternis Kuk und Kauket und Amun und Amaunet, die in etwa für die unsichtbare Kraft oder Luft/Wind standen. Die vier Götter wurden froschköpfig, die weiblichen vier Gegenstücke schlangenköpfig dargestellt und bildeten die Dualität der Elemente, welche die Urmaterie verkörperten.
Daneben gibt es noch andere Varianten dieser Schöpfungsgeschichte:
Im chaotischen Nichts des Urgewässers entstand (oder schwamm) das kosmische Ur-Ei. Als dies zerbrach, erleuchtete aus ihm das erste Sonnenlicht. Das Ur-Ei wurde von einer Nilgans oder Nilente gelegt, dem Großen Schnatterer. Durch das Geschnatter dieses Urgeistes (Nilgans, oder -ente) wurde die Urstille zum ersten Mal durchbrochen, das Ei brach und aus ihm entstand der Sonnengott Re.
er Gott Thot flog in Gestalt des Ibis zum Urhügel, zu welchem er das Ur-Ei brachte. Aus dem Ei flog der Gott Re, in Form eines Vogels.
Aus dem vom Gott Thot gebrachten Ei, entstieg zum ersten Mal die Luft, las dies zerbrach. Diese Luft (wahrscheinlich als Gott Schu dargestellt [vgl. Kosmogonie von Heliopolis]) trennte die Erde von dem Himmel und von nun an waren die wesentlichen Elemente Himmel, Erde und Luft gegeben.
Anstelle dem Ei trat auch eine Lotosblume auf, aus der Re, als sich die Blüte morgens öffnete, entstieg.

Kosmogonie von Heliopolis

Nach der wohl einflussreichsten Götterlehre der Sonnenstadt Heliopolis erschafft der Gott Atum, der „Selbstentstandene“, auf einem Urhügel aus sich selbst herauslas das erste Götterpaar Schu (symbolisierte die Luft und Leere) und Tefnut (symbolisierte den Regen und die Feuchtigkeit).
Aus diesen gehen die weiteren Gottheiten der Götterneunheit hervor: Schu und Tefnut zeugen das Kinderpaar Geb, den Gott der Erde, und Nut, die Göttin des Himmels. Sie zeugen wiederum zwei Kinderpaare: einerseits Osiris, den Gott des Fruchtbarkeit bringenden Überschwemmungswassers, und Isis, die Göttin des Königsthrons, sowie andererseits Seth, den Gott der Wüste, der Stürme und Beben, und Nephthys, die Göttin des Hauses. Osiris herrschte und heiratete seine Schwester Isis. Seth vermählte sich mit Nephtys. Diese Götter in ihrer Gesamtheit stellen die hochverehrte, zentrale „Neunheit von Heliopolis“ dar.

Kosmogonie von Theben

Theben erfuhr erst seine große Blüte zur Zeit des Neuen Reiches, als Amun zum großen Reichsgott ausgerufen wurde. Amun, der Stadtgott Thebens seit der 11. Dynastie, stieg bis an die Spitze der ägyptischen Götter auf. Nachdem Theben zur Reichshauptstadt erklärt wurde, galt er als führende Rolle in der Schöpfungsgeschichte. Ihm wurde ebenso wie Atum die Fähigkeit zugesprochen, sich selbst erschaffen zu haben. Er wurde in Verbindung mit dem Sonnengott als Amun – Re verehrt.
Im neuen Reich galt er als Hauptgott. Seine Gemahlin war die Göttin Mut, der gemeinsame Sohn war der Gott Chons. Zusammen mit seiner Partnerin Amaunet, den Göttern Nun und Naunet, Heh und Hehet sowie Keku und Kekuit stellte er der Ogdoade zufolge das Herz des Thot dar. Amun erscheint sowohl in der Achtheit von Hermopolis, als auch als Urhügel Tatenen von Memphis und begab sich wiederum wie in Hermopolis als Re in den Himmel. Amun schuf Götter und Menschen und ordnete wie Ptah die Welt. Auf dem Urhügel gründete er die erste Stadt Theben, nach deren Vorbild alle anderen Städte gebaut wurden.

Kosmogonie von Elephantine

Im Mittelpunkt steht die Formung der Menschen aus Nilschlamm durch den Gott Chnum auf einer Töpferscheibe. Dieser widderköpfige Gott wurde ebenso wie Ptah als Handwerker und Töpfer verehrt. Chnum war der Schöpfergott, der nach der in seinem Tempel in Esna entstandenen Schöpfungsversion die Menschheit auf der Töpferscheibe formte und gleichzeitig auch dessen Ka. Die Insel Elephantine liegt in der Nähe der Stadt Assuan, die gleichfalls auch die Heimat des Nilgottes Hapi war. Der Urgott Chnum vereinte in sich animalische Kräfte sowie Schöpfergeist und Fruchtbarkeit, die als Ursprung jeglichen Lebens angesehen wurden.

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