Assuan | Philae | Abu Simbel | Nil-Kreuzfahrt
EHEMALIGE SÜDGRENZE DES ALTEN REICHES
Die wegen ihrer Sauberkeit gerühmte oberägyptische Stadt liegt unterhalb des Ersten Nilkataraktes am Ostufer des Flusses teils in einer Ebene, teils auf einer Anhöhe, und wird wegen des ausgeglichenen trocken-heißen Klimas und der hier verabreichten Sandbäder gegen Gelenkkrankheiten, Asthma oder chronischer Bronchitis als Winterkurort besucht. Assuan ist Hauptstadt des gleichnamigen südlichsten Gouvernorates in Ägypten, Sitz einer Universität, Endpunkt der Niltal- Eisenbahnlinie und liegt auf der Ostseite des Nils, dessen fruchtbarer Grüngürtel hier durch felsige Ausläufer der Wüste unterbrochen wird. In früheren Zeiten trug der Ort den Namen “Swani” oder “Swenet”, was soviel wie “Marktplatz” bedeutet und tatsächlich war der Ort während Tausender von Jahren ein blühendes Handelszentrum.
Südlich der Stadt ist diese Passage durch den umstrittenen Staudamm geschlossen, hinter dem sich der riesige Nasser-See erstreckt. In den nahen Steinbrüchen wurden schon sehr früh grauer Granit abgebaut, der so häufig für die pharaonischen Monumente verwendete wurde: Syenit. Seit der Antike ist Assuan ein großer Warenumschlagplatz, da dort die Handelswege aus Afrika, den Wüsten im Westen Ägyptens und auch aus Indien zusammenlaufen.
FÜNF-UHR-TEE IM LEGENDÄREN OLD CATARACT
Erlebt großartige Sonnenuntergänge während ihr auf der Terrasse des alten Cataract-Hotels Tee trinkt. Jede Nacht führen nubische Tänzer und Musiker Folklore vor, geradewegs der Corniche. Entspannt euch in Assuan und besichtigt einige Moscheen. Mit der Pferdedroschke entlang der Niluferstraße (Corniche) – mit Stadtautobus und Taxi im Ortsverkehr; macht auf Euren Touren und Ausflüge in Assuan auf dem Nil eine Fahrt in einer Felukka oder besichtigt das Nubische Museum, das koptische Simeon-Kloster und das Aga Khan-Mausoleum. Das ist geballte Geschichte am Ufer des Nils.
Nehmt euch die Zeit für einen Bummel durch diese Stadt, die sich mehr als 2 Kilometer am Nil entlang erstreckt, und erfreut euch an den Gewürzmarkt und den entzückenden Sträßchen. In der Scharia el-Suq (auch Scharia Saad Zaghlul genannt), zweite Parallelstraße östlich der Corniche el-Nil (Niluferstraße) befindet sich ein ausgedehntes Basar-Gelände, das im Norden, ungefähr am Bahnhof, beginnt. Am Gewürzmarkt kann man zu sehr günstigen Preisen ausgezeichnete Gewürze erstehen. Auch werden Malven- und Tamariskenblüten für die Tee Zubereitung angeboten. Galabajias, Schmuck und andere Waren können ebenfalls erstanden werden.
Zu den Nilinseln und zur anderen Nilseite mit billigen Fähren oder Felukas (hier die Preise immer vorher aushandeln); zu den Philae – Bauten auf der Insel Agilkia mit Taxi und dann mit Motorboot; zum großen Staudamm mit Bus oder, umständlich, mehrmals täglich mit der Eisenbahn ab Hauptbahnhof bis zur Endstation Schellal, dort Boot mieten zum Besuch des Kalabscha-Tempels; zum Simeonskloster übersetzen und zu Fuß, 40 Min.; weiter zu den Steinbrüchen in der westlichen Wüste gute 2 Stunden, bequemer mit Kamel oder Esel, die man an der Anlegestelle der Fährboote Nähe Aga Khan/Begum Haus mietet; nach Abu Simbel mit Flugzeug, vorbuchen, weil üblicherweise Zahl der Flüge je nach Bedarf kurzfristig festgelegt wird – oder günstiger mit dem Autobus auf der neuen Teerstraße, 290 km, z.Z. fährt täglich je ein Bus hin und zurück.
Bekannter Luftkurort
In Assuan verschmelzen die Wüste und das Nilland – Klima, Atmosphäre und Optik sind deutlich unterschieden: Hier in Nubien ist man wirklich in Afrika angekommen. In Assuan ist der Nil am schönsten; er durchfließt die bernsteinfarbige Wüste und Granitfelsen, vorbei an runden Smaragdinseln, mit Waldungen aus Palmen und tropischen Bäumen. Die Vorkommen waren derart ergiebig, dass sie auch noch in römischer Zeit abgebaut wurden. Hier endet auch das Niltal mit seiner so ausgesprochen lieblichen Landschaft und hier endet ebenfalls Ägypten und beginnt Nubien. Hier finden wir keine bestellten Felder mehr entlang dem Fluss, sondern nicht enden wollende Kilometer Wüstensand und die stillen und mächtigen Wasser des Nasser-Sees.
Was die Stadt so alles bietet
Touren und Ausflüge in Assuan
NUBISCHES MUSEUM
Ein sehr schönes, wenn nicht vielleicht das schönste Museum des Landes. 1998 eröffnet. Widmet sich der Geschichte und der Kunst des im Nasser-Stausee versunkenen Nubien. Den beiden Architekten, einem Ägypter und einem Mexikaner, ist hier eines der schönsten Museen Ägyptens gelungen. Das Freilichtmuseum mit der nachgebildeten prähistorischen Höhle und den islamischen Gräbern ist ebenfalls sehenswert. Dreitausend ägyptische Artefakte repräsentieren Verschiedene Altersgruppen; Geologie, Pharaonen, Römer, Kopten und Islam sind registriert. Die offene Ausstellung umfasst 90 seltene Erinnerungsstücke, während die Innenausstellung 50 unschätzbare Schätze aus prähistorischen Zeiten enthält. Sharia Abtal Al-Tahrir, oberhalb des Old-Cataract, tgl. 9–16 Uhr, Eintritt 400 LE /Studenten 200 LE. (ohne Gewähr)
SCULPTURE SYMPOSIUM
Unter der Ägide des Künstlers Adam Henin, auf einem Platz am Basma Hotel. Die fertigen Skulpturen verbleiben in Assuan in einem sehenswerten Sculpture Park, den man wie folgt erreicht: Fährt man an der Zufahrt zur Insel Philae vorbei und 1 km Richtung Hochdamm weiter, so sieht man neben einem Abzweig, links ein paar Skulpturen als Hinweis auf den Skulpturenpark links oben auf einem Hügel.
Der Abstecher den Hügel hinauf mitten in die urgewaltige Felslandschaft Assuans ist schon wegen des herrlichen Ausblicks sehr zu empfehlen. Wenn Sie darüber hinaus sehr ungewöhnliche Bildhauerarbeiten sehen wollen, werden Sie so bald nicht umkehren.
KAMELMARKT
In Daraw, 44 km nördlich von Assuan, dreht sich morgens alles um die aus dem Sudan kommenden Kamele. Sie werden als Arbeits- und Schlachttiere verkauft. Er ist der größte Kamelmarkt in Ägypten und öffnet ab 7 Uhr; für Touristen zugänglich. Erlebt, wie Käufer und Verkäufer miteinander feilschen und erfahrt, woran man ein gutes Kamel erkennt – nämlich an einem fleischigen Höcker und robusten Knochen.
Es ist auch der beste Ort, um den sudanesischen Kameltreibern zu begegnen, die 40 Reisetage durch die Wüste auf der Darb el Arba`ain (Weg der 40 Tage) mit den entkräfteten Kamelen zurücklegten. Jährlich brechen 800 Kamelkarawanen aus dem Sudan nach Ägypten auf. 100 bis 150 Tiere, 10 000 pro Jahr! Umgerechnet 900 US-$ kostet ein Kamel. Nachdem sie fett und rund gefüttert wurden, werden sie als Schlachttiere gewinnbringend nach Kairo verkauft.
SADD EL-ALI, DER ASSUAN- HOCHDAMM
Legt an dieser Stelle unbedingt eine kleine Pause ein und bestaunt den überragenden Damm, den Präsident Nasser 1971 errichten ließ. Allein die monumentalen Ausmaße machen Eindruck: 3800 Meter Länge und 111 Meter Höhe! Der Staudamm versorgt das Niltal mit Wasser und führte für die Bewohner und die Wirtschaft des Gebiets eine entscheidende Wende herbei.
Fortschrittswahns der 60er und 70er Jahre mit Folgen
Etwa 5 km südlich von Assuan liegt flussaufwärts der, von britischen Besatzer von 1882 bis 1902 errichtete Staudamm, arabisch El-Sadd genannt, der zur Zeit seiner Entstehung als größte und bis zur Fertigstellung des Sadd el-Ali im Jahre 1971 längste Talsperre der Welt dazu bestimmt war, die alljährliche Nilflut aufzuhalten, um sie über das ganze Jahr hinweg gleichmäßig verteilt wieder abzugeben. Hierdurch wurde erstmals eine ganzjährige Bewässerung des Fruchtlandes möglich; die landwirtschaftliche Anbaufläche konnte erweitert und die Zahl der Ernten auf zwei- bis dreimal jährlich erhöht werden. Über 500 km staute er den größten, von Menschen erzeugte See.
Der von dem britischen Ingenieur Sir William Willcocks, dem Erbauer der Stauanlage von Assiut, geplante und durch die englische Firma John Aird & Co. ausgeführte Dammbau, ist aus Blöcken von Assuangranit geschichtet und durchquerte den Strom zunächst in gerader Linie auf einer Länge von 1960 m; seine ursprüngliche Höhe betrug 40 m, die Breite an der Sohle 30 m, an der Krone 7 m. Da der alte Damm aber zu niedrig war und die regelmäßigen Fluten nicht aufhielt, musste ein neuer her. Zur Realisierung dieses Projektes boten Großbritanien, die USA und die Weltbank finanzielle Hilfe an. Als die Westmächte infolge der Neutralitätspolitik Gamal Abdel Nasser 1952 ihre finanziellen Zusagen rückgängig machten, suchte Nasser durch die Verstaatlichung des Suezkanals` einen Teil des umgerechnet 2,2 Milliarden Euro teuren Projekts aufzutreiben. In die entstandene Lücke sprang die Sowjetunion ein und trug durch die Gewährung von Kredithilfe und den Einsatz von etwa 2000 Ingenieuren, technischen Hilfskräften und Maschinen schließlich zur Verwirklichung des Vorhabens aufgrund der modifizierten deutschen Pläne bei. Am 9.Januar 1960 begannen die Bauarbeiten, am 14. Mai 1964, Staatschef Nikita Chruschtschow war ebenso anwesend, konnte der Umleitungskanal am östlichen Nilufer eröffnet werden. Die Einweihung des Hochdammes erfolgte schließlich am 15. Januar 1971 in feierlichem Akt. Annähernd 35 000 Arbeiter und Ingenieure waren beteiligt, 451 Menschen verloren bei diesen Bauarbeiten ihr Leben.
Rettung der Tempel
Zwischen Assuan und Abu Simbel säumten zahlreiche Tempelanlagen die Ufer des Nils. 1964, im selben Jahr wie die erste Einweihung, wurde der See das erste Mal geflutet. Dank einer internationalen Zusammenarbeit unter der Schirmherrschaft der UNESCO wurden mehrere jahrhundertealte Monumente abgetragen und in den Museen Berlin, Leiden, Madrid, New York und Turin wiederaufgebaut. Die wichtigsten pharaonischen Bauten, darunter Abu Simbel, konnten an andere Orte versetzt werden. Andere Bauwerke und ein großer Teil der alten nubischen Kulturstätten sind für immer verloren gegangen, z.B. die Festung von Buhen aus dem 2. Jahrtausend vor Christus.
Kalabsha Tempel
Der Kalabsha-Tempel ist der Göttin Isis – deren Barke bei Festen am Kai fest machte – geweiht. Die Geschichte des Tempels reicht bis in die 18. Dynastie unter Amenophis II. zurück. Vollendet wurde der Tempel 14 n. Chr. unter Kaiser Augustus. Auch der Kalabsha Tempel wurde von 1961-1963 von der Firma Hoch-Tief unter der Schirmherrschaft der UNESCO vor den Fluten des Nassersees gerettet und vom ca. 50 km südlich im Ort Talmis am Bab el Kalabsha gelegenen ehemaligen Standort auf eine westlich des Sees gelegene Granitgruppe, nur ca. 1 km südlich des Hochstaudamms verlegt. Der Kalabsha Tempel ist eher rar besucht, zumeist starten hier die Nasserseekreuzfahrten, dann tummeln sich hier für kurze Zeit zahlreiche Touristen.
Seine Vollendung erhielt der antike Kalabscha-Tempel unter dem römischen Kaiser Augustus, der sich als Pharao verehren ließ. Der Bezirk misst in seiner Gänze inklusive Umfassungsmauer 66 x 92 m, der eigentliche Tempelbau 77 x 36 m, und ist damit der größte Tempelbau Nubiens. Über den Aufweg zum Anlegekai betritt man den Tempel durch den gewaltigen Eingangspylon, der größtenteils undekoriert ist. Sofern erlaubt, kann man die Gänge im Innern des Pylons betreten und über Treppen nach oben zum Tordach gelangen, von dem man einen Blick auf die Anlage werfen kann. Hinter dem Pylon liegt der Tempelhof, von dessen Säulenumgang noch einige Säulen erhalten sind. Auf einer Säule der rechten Seite sind zwei griechische und eine meroitische Inschrift aus der Spätantike erhalten. In einer der beiden griechischen Inschriften rühmt sich der meroitische bzw. nubische Kleinkönig Silko (5. Jahrhundert n. Chr.) eines militärischen Triumphes über den Stamm der Blemyer.An der westlichen Außenmauer des Heiligtums sollte man sich das Relief anschauen: Mandulis der Gekrönte beschützt von der Uräus-Schlange. Tgl. von 7-18 Uhr; 70 LE incl. Tempel Beit el Wali.
Fatale Spätfolgen
Seit Fellachen in Ägypten Landwirtschaft betrieben, gab der Fluss den Rhythmus für die Feldarbeit vor. Jetzt schwankt der Wasserstand nicht mehr wie früher und der Boden versalzt. Trockener Wüstenboden im Niltal wird jetzt nicht mehr durch fruchtbaren Nilschlamm ersetzt, der Boden erodiert, weil die Sedimente fehlen und wird weniger fruchtbar. Die ökologischen Probleme, wenn reiche Bauern chemische Düngemittel auf ihren Böden ausbringen, sind durchaus ernst zu nehmen.